Ich liebe den Menschen,
ich liebe das Gute im
Menschen und ich bin so
traurig darüber,
dass wir es nicht schaffen
die Unmenschlichkeit zu
überwinden.
Zu oft lassen wir zu,
schauen wir zu,
wie das Böse Macht
über uns ergreift.
VOHENSTRAUß
SELB
NEUNBURG V. W.
NÜRNBERG
WUNSIEDEL
SELB
Nur weil wir sind, heißt noch lange
nicht, dass wir leben.
Wolfgang Stefan wurde 1961 in Vohenstrauß geboren und wuchs als zweiter Sohn von vier Kindern auf. Mit seinen beiden Brüdern und einer Schwester erlebte er eine enge Familiengemeinschaft. Die Familie zog 1975 nach Selb, genauer gesagt nach Vielitz, einem kleinen Dorf bei Selb, wo sie ein Haus bauten. Schon als Jugendlicher half Wolfgang tatkräftig beim Hausbau mit. Sein Vater, Hermann, war oft auf Montage und somit selten zu Hause, wodurch Wolfgang früh Verantwortung übernahm. In der Dorfgemeinschaft verbrachte er viel Zeit, half auf dem Bauernhof seines Nachbarn und erlebte das traditionelle Dorfleben mit all seinen Aktivitäten, darunter auch Schlachtungen.
SCHULZEIT
Seine Schulzeit begann in der Dorfschule in Vielitz, wo er die Grundschule besuchte. Danach wechselte er auf die Realschule und glänzte dort mit guten Noten. Nach der Mittleren Reife begann er eine Ausbildung bei Hutschenreuther, einer ansässigen Porzellanfirma, und erlernte den Beruf des Keramikmodelleurs.
KERAMIKMODELLEUR
In diesem Beruf geht es darum, Formen und Modelle für keramische Produkte zu gestalten. Der Keramikmodelleur erstellt Entwürfe und arbeitet mit verschiedenen Materialien, um Modelle für Gießformen zu fertigen. Diese Modelle sind Grundlage für die Herstellung von Porzellan- oder Keramikobjekten. Der Beruf erfordert handwerkliches Geschick, Kreativität und ein tiefes Verständnis für Materialien und Fertigungstechniken.
Wie kann man dem Dasein
gerecht werden?
Nach seiner Schulausbildung wurde Wolfgang Stefan direkt zum Wehrdienst eingezogen, noch jung und "gefügig", wie er selbst sagt.Während seiner Ausbildung wurde er in der Kriegsführung geschult, die Vorstellung, Menschen zu töten,
war für ihn untragbar. Dies führte dazu, dass er den Kriegsdienst verweigerte. Obwohl ihm angedroht wurde, Zivildienst leisten zu müssen, kam es schließlich nicht dazu. Auch wie die Vorgesetzten mit den Wehrdienstleistern umgegangen sind hat ihn nachhaltig beeinflusst.
Diese Erfahrung beeinflusste ihn und prägte auch seine heutige Arbeit:
Er möchte Menschen auf Dinge aufmerksam machen, die oft ungesehen bleiben, wie die brutale Realität des Krieges – ein Thema, das in seiner Kunst eine zentrale Rolle spielt.
2024
Anfangsstadium (kleiner Ausschnitt) des Werkes: Trümmertod Gaza
Das Leben ist ein Weg mit
dem Ziel, das Leben zu finden.
Wolfgang Stefan bewarb sich dreimal an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, bevor er 1982 aufgenommen wurde. Beim ersten Versuch wurde er zur Aufnahmeprüfung eingeladen, verpasste jedoch den Termin um einen Tag – ein ärgerliches Missgeschick.
Beim zweiten Versuch erschien er pünktlich und wurde zu einem Gespräch mit den Dozenten eingeladen. Auf die Frage, was er nach dem Studium machen wolle, antwortete Wolfgang, er plane, zu Hutschenreuther zurückzukehren. Die Dozenten lehnten ihn daraufhin ab, mit der Begründung: „Wir bilden keine Leute für die Industrie aus.“
Beim dritten Versuch schließlich klappte alles, und Wolfgang wurde in die Klasse seines Wunschdozenten Wilhelm Uhlig aufgenommen, der Bildhauerei unterrichtete. Uhlig wurde zu einem prägenden Mentor und weckte Wolfgangs Leidenschaft für die Bildhauerei, die fortan seine künstlerische Arbeit bestimmen sollte.
Während seiner Studienzeit an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg konnte Wolfgang Stefan mehrere akademische Preise gewinnen. Im Jahr 1985 wurde er Meisterschüler bei Professor Wilhelm Uhlig, was eine besondere Anerkennung seiner Fähigkeiten und seines Engagements bedeutete. Diese Auszeichnung legte den Grundstein für weitere Erfolge, darunter verschiedene interne Akademiepreise zwischen 1985 und 1989.
In diesem Kurs lernte Wolfgang, Skulpturen aus verschiedenen Materialien zu formen – eine Fertigkeit, die nicht nur technisches Wissen, sondern auch Kreativität und Präzision erfordert. Eine besondere Herausforderung ist das Abgießen von lebensgroßen Tonfiguren. Dieser komplexe Prozess umfasst viele sorgfältig aufeinander abgestimmte Schritte und verlangt sowohl handwerkliches Geschick als auch logisches Denken.
Heute ist Wolfgang ein wahrer Meister auf diesem Gebiet. Es fasziniert immer wieder, wie er aus einer monumentalen Form detailreiche Figuren entstehen lässt – eine Kunst, die Präzision und Geduld in vollendeter Harmonie verbindet.Leider gibt es heutzutage nur noch wenige Menschen die wissen wie man diesen aufwendigen Prozess durchführt
Ende seines Studiums
verbunden mit seinem erste verkauften Objekten an Studienkollegen
Diesem Material ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Die Bildhauerei erfordert nicht nur körperliche Stärke, sondern auch kontinuierliche Präsenz und absolute Konzentration. Jeder Schlag mit dem Werkzeug ist entscheidend und formt das Endergebnis, während der Bildhauer stets auf jede Nuance des Steins reagieren muss.
Die Arbeit mit Stein ist körperlich herausfordernd und verlangt präzisen Umgang mit Werkzeugen, wie schweren Drucklufthämmern, übergroßen Flexen ohne Schutz und Überkopfarbeiten. Jedes dieser Werkzeuge birgt Risiken, doch Wolfgang scheut diese Hürden nicht. Ganz im Gegenteil: Für ihn gehört die Mühe dazu – bei jedem Werk lautet die Devise:
Für Wolfgang Stefan beginnt jede Skulptur mit einer großen Leere: "Am Anfang ist nichts da, man hat das Gefühl, man kann nichts," beschreibt er. Es erfordert Geduld, Hingabe und Erfahrung, um diesen Punkt zu überwinden – bis ein Konzept oder eine Orientierung greifbar wird, mit der er weiterarbeiten kann. Diese intensive Anfangsphase ist charakteristisch für seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Material Stein.
Trotz seiner Leidenschaft kann Wolfgang Stefan nur an Wochenenden, Feiertagen oder in den Ferien an seinen Kunstwerken arbeiten. Als Vollzeit-Lehrkraft bleibt ihm wenig Zeit für seine künstlerischen Projekte. Doch diese begrenzte Zeit nutzt er intensiv, um seine Visionen zum Leben zu erwecken – eine Arbeit, die immer wieder seine Hingabe und seine Liebe zur Kunst zeigt.
Unsere Aufgabe ist es unser Sein
mit Leben zu erfüllen
Wolfgangs Lehrtätigkeit begann zunächst an der Staatlichen Fachschule für Steintechnik und Gestaltung Wunsiedel, wo er lange Zeit tätig war. Direkt nach seinem Studium wurde er von der Schule angefragt, um dort als Gestaltungslehrer zu unterrichten. Anfangs war es eine neue Herausforderung für ihn, doch mit der Zeit entwickelte er eine Leidenschaft für den Unterricht und die Auseinandersetzung mit den jungen Studierenden. Es machte ihm zunehmend Freude, die Schüler zu motivieren und sie mit seiner Perspektive auf Kunst und Handwerk zu konfrontieren.
Später, nach einigen Jahren an der Steinfachschule, begann er zusätzlich an der Fachschule für Produktdesign zu unterrichten. Dies ermöglichte ihm, seine Expertise in der Gestaltung noch weiter zu vertiefen und auch in einem neuen Umfeld zu lehren.
Wolfgang sagt heute über seine Lehrtätigkeit: „Ich bin kein geborener Lehrer, aber mittlerweile stehe ich voll dahinter. Es macht mir Spaß, die jungen Leute zu motivieren, sie mit meiner Sichtweise zu konfrontieren und zu sehen, dass sie sich Gedanken machen und dann vielleicht beginnen, andere Fragen zu stellen.“
Für ihn liegt der Wert der Lehrtätigkeit nicht nur im Vermitteln von technischem Wissen, sondern auch in der Förderung kreativen Denkens. Er ist der festen Überzeugung, dass das Kreative den Menschen zu einem „ganzen“ Menschen macht. Dabei steht er der Entwicklung im Schulsystem, insbesondere der Kürzung kreativer Fächer, kritisch gegenüber. Für ihn ist das kreative Schaffen eine essentielle Fähigkeit, die unbedingt erhalten und gefördert werden sollte.
Wolfgang betont regelmäßig, dass seine Schüler nicht nur Handwerk erlernen, sondern auch eine tiefere Lebensphilosophie vermittelt bekommen. Als gläubiger Christ sagt er immer wieder: „Alles, was ihr seid, körperlich, geistig, die handwerklichen Fähigkeiten – es ist alles da, aber keiner von euch hat irgendetwas davon produziert. Das sind alles Geschenke. Ihr nutzt sie, ihr benutzt sie, ihr nutzt sie aus zu eurem Vorteil ... Das sollte uns Respekt abverlangen gegenüber einer göttlichen Größe.“ Diese Haltung hat nicht nur Einfluss auf die technische Ausbildung seiner Schüler, sondern auch auf ihre persönliche und geistige Entwicklung.
Wolfgang pflegt einen engen Umgang mit seinen Schülern Jede Klasse wird mindestens einmal auf sein Anwesen eingeladen. Dort wird dann ausgelassen gefeiert.
Diese Etappen in seinen Leben haben ihn zu dem gemacht was er heute ist und von dem er heute überzeugt ist.
Hier erhalten Sie einen Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers. Wolfgang Stefan hält seine Gedanken und Gefühle regelmäßig schriftlich fest, um diese besonderen Momente des Nachdenkens und Verarbeitens zu bewahren. Für ihn sind Worte ein ergänzendes Werkzeug, um seine künstlerische Arbeit zu begleiten und zu reflektieren.Aktuell arbeitet er gemeinsam mit einem Kollegen daran, diese Gedanken in einem Buch zusammenzuführen. Dieses Projekt ist eine weitere Möglichkeit für ihn, seinen kreativen Prozess und seine Sichtweisen zu teilen – nicht nur durch seine Kunstwerke, sondern auch durch Worte, die tiefere Einblicke in seine Motivation und Inspiration geben. Das Buch soll eine Brücke schlagen zwischen seinen Werken und den inneren Welten, die sie hervorgebracht haben, und zugleich andere dazu anregen, sich selbst mit neuen Perspektiven auseinanderzusetzen.